Die Werkzeuge der Genesung
Zum Arbeiten im Genesungsprogramm von Overeaters Anonymous gibt es eine Reihe von Werkzeugen. Wir nutzen die Werkzeuge-
- Essplan
- Sponsorschaft
- Meetings
- Kontakt
- Schreiben
- Literatur
- Aktionsplan/Struktur
- Anonymität und
- Dienste
– regelmäßig als Hilfe, um Abstinenz zu erreichen und zu erhalten und um von unserer Krankheit zu genesen.
In OA haben wir folgende Definition von Abstinenz und Genesung:
„Abstinenz bedeutet, sich des zwanghaften Essens und zwanghafter Verhaltensweisen
im Umgang mit Essen zu enthalten,
während wir auf ein gesundes Körpergewicht hinarbeiten bzw. es erhalten.
Spirituelle, emotionale und körperliche Genesung sind das Ergebnis
eines Lebens im Zwölf-Schritte-Programm von Overeaters Anonymous.“
Viele
von uns haben für sich festgestellt, dass wir uns nicht des zwanghaften
Essens enthalten können, wenn wir nicht einige oder alle neun Werkzeuge
der Genesung von OA zu Hilfe nehmen, um die Zwölf Schritte und Zwölf
Traditionen zu praktizieren.
Essplan
Als ein
Werkzeug hilft uns ein Essplan, vom zwanghaften Essen abstinent zu
sein, gibt uns Anleitung bei unseren Entscheidungen in Ernährungsfragen
und legt fest, was, wann, wie, wo und warum wir essen.
Für einen
Essplan gibt es von OA keine speziellen Regeln. OA befürwortet oder
empfiehlt keinen speziellen Essplan, noch wird der persönliche Gebrauch
eines bestimmten Plans untersagt. Wir haben in unserem Shop ein Buch zu
dem Thema Essplan, Abstinenz und Sponsorschaft, in dem viel mehr
darüber beschrieben ist.
Für spezielle Ernährungsfragen
empfiehlt OA, sich Rat bei Fachleuten wie zum Beispiel Ärzten oder
Ernährungsberatern zu holen. Ein jeder von uns entwickelt für sich
einen persönlichen Essplan, der auf einer ehrlichen Auswertung seiner
bisherigen Erfahrungen beruht; wir müssen dabei sowohl unsere
augenblicklichen Bedürfnisse mit einbeziehen als auch das Wissen um die
Dinge, die wir vermeiden müssen.
Viele von uns halten es für
wesentlich, sich von ihrem Sponsor bei der Entwicklung eines Essplans
anleiten zu lassen, der den ehrlichen Wunsch widerspiegelt, abstinent
zu werden und zu bleiben.
Wenn auch die individuellen Esspläne so
verschieden sind wie unsere Mitglieder, so stimmen die meisten OAs doch
darin überein, dass ein Plan – egal wie flexibel oder strukturiert –
notwendig ist.
Dieses Werkzeug hilft uns, mit den körperlichen
Aspekten unserer Krankheit umzugehen und körperliche Genesung zu
erreichen. Von diesem Punkt aus können wir dem
Zwölf-Schritte-Genesungsprogramm effektiver folgen und jenseits des
Essens zu einem glücklicheren, gesünderen und spirituell erfüllteren
Leben gelangen.
Sponsorschaft
Sponsoren
sind OA-Mitglieder, die nach bestem Wissen und Gewissen nach den Zwölf
Schritten und Zwölf Traditionen leben. Sie sind bereit, ihre Genesung
mit anderen Mitgliedern der Gemeinschaft zu teilen und haben sich zur
Abstinenz verpflichtet.
Wir bitten unseren Sponsor, uns im
Genesungsprogramm auf allen drei Ebenen zu helfen: körperlich,
emotional und spirituell. Indem Sponsoren mit anderen OA-Mitgliedern
arbeiten und ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen, erneuern und
festigen sie immer wieder ihre eigene Genesung. Sponsoren geben das
Programm so weiter, wie sie es selbst leben und praktizieren.
Unser
Programm beruht auf Anziehung; suche dir also einen Sponsor, der hat,
was du haben willst, und frage ihn, wie ihm das gelingt. Ein Mitglied
kann mit mehr als einem Sponsor arbeiten und sie auch wechseln. Viele
von uns entscheiden sich jedoch dazu, mit nur einem Sponsor zu
arbeiten. Auf alle Fälle ist es sinnvoll, häufigen Sponsorwechsel zu
vermeiden.
Meetings
Meetings sind Treffen von
zwei oder mehr Ess-Süchtigen, die zusammenkommen, um ihre persönliche
Erfahrung, sowie die Kraft und Hoffnung miteinander zu teilen, die sie
in OA gefunden haben.
Wenn es auch viele verschiedene Arten von
Meetings gibt, so basieren doch alle auf der Gemeinschaft mit anderen
Ess-Süchtigen. Meetings geben uns die Gelegenheit, unser gemeinsames
Problem zu erkennen, unsere gemeinsame Lösung aus den Zwölf Schritten
zu festigen und die Geschenke, die wir durch dieses Programm bekommen,
zu teilen. Zusätzlich zu den persönlichen Meetings bietet OA Telefon-
und Online-Meetings an,welche auch mit dazu dienen, die tödliche
Isolation von Mitgliedern zu verhindern, welche aufgrund von großen
Entfernungen, Krankheit oder körperlichen Einschränkungen nicht in
Meetings kommen können.
Kontakt
Der Kontakt
von Mitgliedern untereinander hilft uns, auf persönlicher Ebene zu
teilen und die Isolation zu vermeiden, die unter uns so weit verbreitet
ist. Viele Mitglieder rufen ihren Sponsor und andere OA-Freunde täglich
an oder senden ihnen SMS oder E-Mails. Als Teil des
Kapitulationsprozesses helfen uns diese Werkzeuge zu lernen, uns
anderen anzuvertrauen, um Hilfe zu bitten bzw. anderen unsere Hilfe
anzubieten.
Telefongespräche oder der Kontakt durch elektronische
Medien bieten auch ein direktes Ventil für die Höhen und Tiefen in
unserem Leben, mit denen wir erfahrungsgemäß nur schwer umgehen
können.
Schreiben
Schreiben ist für viele von
uns zu einem unentbehrlichen Instrument bei der Arbeit in den Schritten
geworden, nicht nur, wenn wir unsere Inventur schreiben und eine Liste
aller Personen machen, denen wir Schaden zugefügt haben.
In
unsrem Shop findet ihr eine Arbeitsblattsammlung über den 4. Schritt
(Der Vierte Schritt – Eine Anleitung zur Inventur, Loseblattsammlung
DIN A5, 44 Seiten, EUR 5,60).
Wir verstehen unsere Handlungen und Reaktionen besser,
wenn wir unsere Gedanken und Gefühle zu Papier bringen oder ein
Ereignis, das uns beunruhigt, niederschreiben, als wenn wir nur darüber
nachdenken oder reden. Früher reagierten wir meistens mit zwanghaftem
Essen auf das Leben. Wenn wir unsere Schwierigkeiten aufschreiben,
fällt es uns leichter, Situationen klarer zu sehen und vielleicht auch
besser zu erkennen, was zu tun ist.
Literatur
Wir lesen OA-genehmigte Bücher wie
- Overeaters Anonymous – Zweite Ausgabe
- Die Zwölf Schritte und die Zwölf Traditionen von Overeaters Anonymous
- Stimmen der Genesung – Tägliche Meditationen (24-Stunden-Buch)
- Für Heute (24-Stunden-Buch)
- Genesung von der Ess-Sucht – Lifeline Sampler
Um das Programm zu verstehen und zu verinnerlichen, arbeiten wir außerdem mit
- Anonyme Alkoholiker, Das Blaue Buch
Wir lesen auch OA-genehmigte Broschüren und den OA-Rundbrief.
Viele
OA-Mitglieder finden, dass es unserem Leben in den Zwölf Schritten und
Zwölf Traditionen zugutekommt, wenn wir täglich in unserer Literatur
lesen. Unsere OA-Literatur und die AA-Bücher sind ein stets verfügbares
Werkzeug, das uns Einsichten über unser Problem des zwanghaften Essens
vermittelt, uns die Kraft gibt, damit umzugehen, und die Hoffnung, dass
es für uns eine Lösung gibt.
Aktionsplan/Struktur
Ein
Aktionsplan heißt, sowohl tägliche als auch langfristig durchzuführende
Handlungen herauszufinden und umzusetzen, die zur Unterstützung unserer
individuellen Abstinenz und emotionalen, spirituellen und körperlichen
Genesung nötig sind. Obwohl es unser persönlicher, auf unseren eigenen
Genesungsprozess zugeschnittener Plan ist, finden es die meisten von
uns wichtig, mit einem Sponsor, einem anderen OA-Mitglied und/oder
entsprechenden Fachleuten zusammenzuarbeiten, die uns da bei helfen,
ihn zu erstellen. Wie unser Essplan kann auch dieses Werkzeug für die
einzelnen Mitglieder sehr unterschiedlich aussehen und im Verlauf
unserer Genesung angepasst werden.
Der Aktionsplan eines neuen
Mitglieds kann sich zum Beispiel auf das Planen, Kaufen und Zubereiten
von Essen konzentrieren. Manche Mitglieder brauchen möglicherweise ein
regelmäßiges Fitnessprogramm zur Verbesserung ihrer Kraft und
Gesundheit, während andere ihr Maß an Bewegung begrenzen müssen, um
mehr Ausgewogenheit zu erreichen. Manche von uns brauchen einen
Aktionsplan mit Zeit für Meditation und Erholung oder Strategien, um
die Bereiche Arbeit, persönliche Kontakte mit Familie und Freunden und
dem OA-Programm ins Gleichgewicht zu bringen. Andere brauchen
vielleicht Hilfe, um ihren Haushalt zu organisieren, ihre Finanzen zu
ordnen und medizinische, zahnärztliche oder psychische
Gesundheitsprobleme anzugehen.
Zusammen mit der täglichen Arbeit
in den Schritten kann ein Aktionsplan den Gebrauch der anderen
Werkzeuge von OA beinhalten, um Struktur, Balance und Übersicht in
unser Leben zu bringen. Während wir dieses Werkzeug nutzen, stellen wir
fest, dass wir ein Gefühl der Gelassenheit entwickeln und weiter
emotional und spirituell wachsen, während wir immer nur für einen Tag
messbare Fortschritte machen.
Anonymität
Die
Anonymität, die in der Elften und Zwölften Tradition erwähnt wird, ist
ein Werkzeug, das sicherstellt, dass wir Prinzipien über Personen
stellen. Durch den Schutz, den uns die Anonymität bietet, können wir
uns frei äußern und sind vor leichtfertigem Gerede sicher. Die
Anonymität gewährleistet, dass wir selbst als OA-Mitglieder individuell
entscheiden, wem in unserem Umfeld wir unsere OA-Zugehörigkeit
preisgeben. Anonymität auf der Ebene von Presse, Rundfunk, Film,
Fernsehen und anderen öffentlichen Medien bedeutet, dass wir auf keinen
Fall die Veröffentlichung eines Bildes von uns oder unseres Nachnamens
gestatten, sofern wir uns als OA-Mitglieder zu erkennen geben. So
werden sowohl das einzelne Mitglied als auch die Gemeinschaft geschützt.
Innerhalb
der Gemeinschaft bedeutet Anonymität, dass alles, was wir einem anderen
OA-Mitglied anvertrauen, respektvoll und vertraulich behandelt wird.
Was wir in Meetings hören, darf nicht weitererzählt werden. Es versteht
sich jedoch von selbst, dass Anonymität nicht dazu führen darf, dass
die Effektivität des Zusammenlebens innerhalb unserer Gemeinschaft
eingeschränkt wird.
Es ist kein Anonymitätsbruch, unsere vollen
Namen in unserer Gruppe oder innerhalb einer OA-Dienststelle zu
benutzen. Es ist auch kein Anonymitätsbruch, eine Liste mit Vornamen
und Telefonnummern von OA-Mitgliedern anzulegen, die bereit sind, im
Geist des Zwölften Schrittes Gruppenmitgliedern zu helfen, die in
Schwierigkeiten sind, solange wir es sorgfältig vermeiden, persönliche
Informationen preiszugeben.
Ein weiterer Aspekt der Anonymität ist,
dass wir in der Gemeinschaft alle gleichwertig sind, ob Neuling oder
erfahrenes langjähriges Mitglied. Welche Stellung wir außerhalb der
Gemeinschaft haben, spielt in OA auch keine Rolle; wir haben keine
Stars oder VIPs. Wir treffen uns schlicht als Ess-Süchtige.
Dienst
Die
Botschaft der Genesung an andere Esssüchtige weiterzugeben, die noch
leiden, ist die Hauptaufgabe unserer Gemeinschaft und deshalb die
grundlegendste Form von Dienst. Jeder noch so kleine Dienst, der dazu
beiträgt, einen noch leidenden Ess-Süchtigen zu erreichen, trägt zu
unserer eigenen Genesung bei. Mitglieder, die erst kurze Zeit in OA
sind, können Dienst tun, indem sie zu den Meetings kommen, Stühle
wegräumen, Literatur auslegen, mit Neuen sprechen und tun, was für die
Gruppe getan werden muss. Mitglieder, welche die jeweiligen
Abstinenzanforderungen erfüllen, können Dienst oberhalb der
Gruppenebene tun wie etwa als Intergruppenvertreter, DDOA-Mitglied,
Regionsvertreter oder Delegierter für die Weltdienstkonferenz. Es gibt
viele Möglichkeiten, das zurückzugeben, was uns so großzügig geschenkt
wurde. Wir werden ermutigt, das zu tun, was wir können, wann immer wir
es können.
Als Folge unserer Arbeit in den Zwölf Schritten wird uns „ein glückliches und zufriedenes Leben “ versprochen.
Dienst trägt dazu bei, dass sich dieses Versprechen erfüllt.
OA's Bekenntnis zur Verantwortung sagt:
Ich bin verantwortlich dafür, die Hilfe und Kraft von OA all denen anzubieten, die meine Sucht teilen.